Interview

Maria Nikolai – Wie die Metzingerin eine Penguin Bestseller Autorin wurde

Im Gespräch mit Maria Nikolai, Autorin der „Schokoladenvilla“-Triologie aus Metzingen.

Ihre „Schokoladenvilla“-Trilogie hat sechsstellige Verkaufszahlen und ist in mehrere Sprachen übersetzt worden. Und seit ihrem ersten Band der „Schokoladenvilla“, der beim Penguin-Verlag erschienen ist, hat die Autorin Maria Nikolai aus Metzingen nur noch Bestseller geschrieben. In ihren Romanen geht es immer um Liebe und starke Frauen, gebettet in sorgfältig recherchierte historische Hintergründe. Wir haben uns zum Interview im Café Bäcker Mayer in Metzingen getroffen, wo so manche Bestseller-Passage entstanden ist.

Maria, vor der „Schokoladenvilla“ hattest du bereits fünf – sicherlich auch sehr gute - Bücher bei einem kleinen, regionalen Verlag veröffentlicht. War es der große Verlag, der deiner Arbeit zum Sprung auf die Bestseller-Liste gefehlt hat?

Angefangen vom Cover bis hin zu Vertrieb und Marketing ist man bei einem großen Verlag natürlich ganz anders aufgestellt. Es kommt vor, dass Bücher aus kleineren Verlagen auf der Bestsellerliste landen, aber es ist deutlich schwieriger. Da wird mit viel kleineren Auflagen gearbeitet. Aber damit ein Buch zum Bestseller werden kann, müssen es die Leute überhaupt erstmal überall sehen und kaufen können. Vom Schreiben leben kann man bei einem kleineren Verlag in der Regel nicht. Für mich persönlich kann ich sagen: Der Schritt zu einem großen Verlag, der mein Potenzial erkannt hat, war für mich die Eintrittskarte in die Bestseller-Welt.

Auf deiner Homepage schreibst du, dass du mit dem ersten Band der „Schokoladenvilla“ den Schritt zum Publikumsverlag gewagt hast. Wagen ist ja eine Sache, aber man muss eben auch erstmal genommen werden – vor allem vom Penguin Verlag…

Eigentlich war es ein echter „Lucky Punch“. Als 2017 das Thema der Schokoladenvilla-Trilogie aktuell wurde – am Anfang hieß es Schokoladenroman – hatte ich erst wieder mit meinem alten Verlag Kontakt. Ich hatte 80 Seiten von Band 1 und die Idee. Dann meinte ein Freund: ‚Probier`s doch bei einem größeren Verlag!‘ Erst dachte ich: ‚Oje, das bedeutet Druck - viel zu stressig‘. Und doch habe ich mich am nächsten Tag hingesetzt und drei Literaturagenten angeschrieben. Ich wusste damals, dass der Weg zu einem großen Verlag nur über eine Agentur möglich ist. Man muss wissen, dass es nicht einfach ist, eine Agentur zu finden, die einen vertritt, zumal ich ohne Empfehlung dort ankam – über ein „unverlangt eingesandtes Manuskript“, ganz klassisch. Einer der Agenten hat mich drei Tage später angerufen – lustigerweise stand ich gerade in diesem Moment auf dem Wiener Prater vor dem dortigen Schokoladenmuseum.

"Nur ein Prozent aller Autoren können tatsächlich vom Schreiben leben. Einen Bestseller zu landen ist wie ein Sechser im Lotto."

author maria nikolai
Wie schön! Wie war dein Gefühl, als du dich beworben hattest – eher so „50:50“ oder „Ja, es könnte passieren“?

Ich hatte schon das Gefühl, das es passieren könnte. Von den anderen beiden Agenturen hab ich allerdings nichts mehr gehört. Andererseits war`s dann auch der richtige Agent, der sich gemeldet hat: Er erkannte sofort, dass meine Geschichte interessant sein könnte und hat mich wenige Tage später unter Vertrag genommen. Einen Buchvertrag hatte ich damit allerdings noch nicht. Um den ging es wenige Tage später auf der Frankfurter Buchmesse: Da werden neue Verträge gemacht, die Verlage sind dort auf Einkaufstour und die Vertreter machen ihre Pitches - und das Ende vom Lied: Vier Verlage hatten Interesse! Penguins Angebot war so unschlagbar, dass wir es angenommen haben. Das war ein Riesenglück, denn Penguin hat ein großartiges Team mit dem ich mich sofort zu Hause gefühlt habe.  

Super! Das heißt du musstest nicht wirklich „kämpfen“, um an einen Vertrag zu kommen…

Die Jahre davor waren tatsächlich das „Kämpfen“: Wenn du wusstest, dein Buch ist kein Bestseller geworden, trotzdem wieder anzufangen, ein neues Thema anzugehen, weiterzumachen, … - und daran zu glauben. Eigentlich verrückt, denn nur ein Prozent aller Autoren können tatsächlich vom Schreiben leben und einen Bestseller zu landen ist wirklich ein Sechser im Lotto.

Author Maria Nikolai
Und davon hast du gleich mehrere gelandet - seit der ersten „Schokoladenvilla“ geht`s bei dir Schlag auf Schlag: drei Bände Schokoladenvilla und nächste Woche bereits der zweite Band deiner neuen Bodensee-Saga „Töchter des Glücks“. Wie gehst du an einen neuen Roman heran? Hast du eine bestimmte Strategie, ein Schema F? Oder ist es jedes Mal ein anderer Prozess?

Bisher habe ich bei Seite eins angefangen und die Kapitel nacheinander geschrieben. Richtig entwickelt hat sich die Story während des Schreibprozesses, der immer auch von Detailrecherche flankiert ist. Beim ersten Band der Schokoladenvilla stand ich da mit 80 Seiten und wusste, das Buch soll in zehn Wochen fertig sein. Bisher hatte ich für ein Buch zwei Jahre gebraucht… Das war schon anstrengend – zum Glück hat mich meine damalige Lektorin in dieser Zeit intensiv begleitet. Bei den nächsten Büchern bin ich eigentlich immer ähnlich vorgegangen. Ich habe vieles intuitiv richtig gemacht und dadurch, dass ich Bücher quasi inhaliert habe, hatte ich ein Grundgefühl für die Struktur. Dazu kam dann die Erfahrung – ich habe mit jedem Buch dazugelernt. Und für die Bodensee-Saga 3, die jetzt entsteht, habe ich meine Vorgehensweise bewusst geändert.  

Interessant – wie schreibst du dann jetzt und warum die Veränderung?

Dieses Buch ist bereits auf Kapitelbasis „vorgeschrieben“ und jetzt wird es nur noch ausformuliert. Ich habe jeweils klar definiert, wo noch Recherchebedarf ist, damit ich gezielt meine vor-Ort-Recherche machen kann. Ich hoffe, dass ich durch dieses System schneller bin, denn es warten bereits neue Bücher darauf, geschrieben zu werden…

Bei kreativer Arbeit ist der Anfang oft die größte Hürde. Was steht bei dir am Anfang?

Am Anfang steht meist die Idee für eine Liebesgeschichte – oft entsteht die Idee aus der Recherche für ein anderes Buch heraus. Bei der Bodensee-Saga stand beispielsweise die Idee für den dritten Band als erstes, dann erst die für den Zweiten und Ersten. Für Helena in Band eins wusste ich erst nur, dass sie aus einem kleinen Gasthaus oder einer kleinen Bäckerei – etwas, das mit Genuss zu tun hat – etwas Großes machen wollte. Ich überlege, was die Leserinnen und Leser interessieren könnte. Dann geht es in die gezielte Recherche, zunächst grob, damit bekommt die Geschichte die historisch korrekte Basis und es ergeben sich schon die ersten Kapitelideen. Die Figuren entstehen und entwickeln sich, die Struktur entsteht. Es ist so, wie wenn ein Maler sein Bild ganz grob skizziert.  

"Über die Homepage und Social Media gestalte eine Beziehung zu den Leserinnen und Lesern. Schöne Gelegenheiten der Begegnung sind zudem Signierstunden und nicht zuletzt ein aufwendiges Lesungskonzept, mit dem ich auch diesmal wieder auf Tour gehe, die 'Lesung mit Kinofeeling'."

In ein paar Tagen erscheint dein neues Buch „Töchter des Glücks“. Bist du nervös beziehungsweise fühlst du Druck, wieder einen Erfolg zu landen?

Natürlich. Das geht sicherlich jedem Autor so. Ich versuche, damit professionell umzugehen, das heißt, mein Bestes dort zu geben, wo ich mich einbringen kann. Zunächst einmal bedeutet das natürlich, ein exzellentes Manuskript abzugeben. Die andere Seite ist die Pflege und Gestaltung der Beziehung zu den Leserinnen und Lesern – über die Homepage, vor allem aber auch auf Social Media. Schöne Gelegenheiten der Begegnung sind zudem Signierstunden und nicht zuletzt ein aufwendiges Lesungskonzept, mit dem ich auch diesmal wieder auf Tour gehe, die „Lesung mit Kinofeeling“.

Was kann man sich darunter genau vorstellen?

Es ist eine professionelle Animation, die die ganze Sinneswelt ansprechen soll. Musik, Hörbuchausschnitte – und auch ich lese - zu sehr atmosphärischem, teilweise animierten Fotos. Die Texte sind größtenteils umgeschrieben, passend zu den Bildern, also nochmal ein ganz eigenes Konzept. Diese Art von Lesetour kommt sehr gut an und ist wie immer gut nachgefragt.

Maria Nikolais neuester Band der Bodensee-Saga “Töchter des Glücks”, der im Penguin Verlag erschienen ist, gibt es ab sofort in den Buchläden. Mehr zu Maria Nikolai, ihrer Arbeit und ihren Leseveranstaltungen gibt`s auf ihrer Internetseite zu erfahren: www.marianikolai.de Ihr Instagram Account ist @maria_nikolai_spot

Über die Autorin: www.business-fotografin.com

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