Michael Köckritz by business photographer

Interview

Michael Köckritz

Im Gespräch mit Verleger und Gründer des ramp Magazins Michael Köckritz

Michael Köckritz ist der Gründer und Herausgeber des Auto- und Kulturmagazins ramp und von rampstyle, dem Lifestyle-Magazin für Männer. Überhäuft mit unzähligen Preisen und Auszeichnungen für seine Arbeit ist er quasi der Steve Jobs für stilprägende Magazinkonzepte und Storytelling in der Printwelt. Mit seinem Verlag ramp.space hat Michael Bücher herausgebracht und Magazinprojekte verwirklicht, er berät Marken, erneuert und denkt Ideen weiter. Wir haben uns in seinem Studio in Reutlingen getroffen – ursprünglich für einen Artikel im lokalen Stadtmagazin. Im Gespräch spricht er über Entmutiger, über neue Arten als Kollektiv zusammenzuarbeiten und über das Finden neuer Ideen.

Michael, du bist supererfolgreich mit etwas, das viele für „tot“ erklären: Printveröffentlichungen. Ist Print vielleicht doch nicht tot?

Als wir vor 15 Jahren an den Start gegangen sind, da war tatsächlich der Hype alles online und digital zu machen. Wir wollten aber unsere Liebe zum Storytelling und zum Heftemachen wertig vermitteln. Mit einem liebevoll gemachten Luxusmagazin, das bereits mit seiner Haptik und Veredelungen Qualität signalisiert – also Luxus im besten Sinne: Luxus, der über sich anspruchsvolle und inspirierende Unterhaltung vermittelt, etwas das dir guttut. Ein Magazinformat, das sich eher wie ein Kunstobjekt anbietet. Viermal im Jahr, mehr als 250 Seiten. Am Anfang waren dann schon einige verwundert und haben sich gefragt, was ich da eigentlich mache. Aber es funktioniert und heute ist es ja gerade ein Trend in der Luxuswelt, dass Print wieder wirkt und eine begehrliche Bedeutung hat.

Was denkst du, warum ist das so?

Print ist ein Statement, es ist anders als die doch eher beliebige digitale Welt. Du lebst mit dem Heft, es liegt bei dir, ist ein Geschenk für dich und gehört eben Dir, ein Teil Deines Lebens. Man nimmt Beziehung auf. Zu dem Heft und den Inhalten. Du erinnerst dich immer wieder daran und du blätterst immer wieder darin. Und: es ist kuratiert, das heißt die Geschichten, die Dramaturgie, die Abfolgen – das folgt einer Idee und einer Heftpersönlichkeit. Alles passt alles zusammen. Und selbst diejenigen, die noch vor einigen Jahren Print vehement als überholt bezeichnet haben, erkennen wieder., welche Wirkung man damit erzielen kann. Sogar der Markenvorstand von BMW bringt sein Kundenmagazin wieder in gedruckter Form und als Premium-Format.

"Heute ist es ja gerade ein Trend in der Luxuswelt, dass Print wieder wirkt und eine begehrliche Bedeutung hat."

Michael Köckritz im ramp space
Du bist für das ramp Magazin bekannt, das wichtige Preise und Auszeichnungen seiner Branche gewinnt. Aber hier entsteht noch mehr, stimmt`s?

Wir haben ein Mediahaus mit unseren eigenen Medienmarken, alle stehen für Haltung und Stil. Dazu gibt es ein Studio und ein Think and Do Space, wo wir Showcases und Vorzeigeprojekte mit und für Marken entwickeln – ein Labor für contentbasierte, strategische Markenkommunikationsaufgaben.. Dann sind uns aber auch immer wieder kleine Herzensleuchtturmprojekte wichtig. Zum Beispiel eben unser neuestes Buch „Coolness“.

Eine neue Entwicklung bei euch ist die Fotoagentur Ramp Pictures. Was ist die Idee dahinter?

Es ist eher ein Kollektiv als eine Agentur. Fotografen, Filmemacher, die hier gemeinsam agieren, die sich gemeinsam weiterentwickeln, die Anregungen aus allen Bereichen aufnehmen, aus Sportfotografie, aus Kunst. Und die bieten wir auch Marken und Agenturen an, denn viele kommen zu uns und sagen sie wollen genau unsere Fotografie und Modernität unserer Bildwelten, die sehr narrativ geprägt sind und gerne als stilprägend gewertet werden. Deshalb kommen auch immer mehr Marken und Agenturen auf uns zu und wollen, dass wir ihre Fotografen beraten, briefen oder auch in Jobs und Projekten führen. Oder sie wollen gleich mit unseren Fotografen arbeiten. Wenn man so will ist der Kollektivgedanke, der ramp.pictures prägt, eine Weiterentwicklung des Fotografen-Zusammenschlusses Magnum: Nicht nur eine Agentur, die Fotografen vermittelt, sondern ein lebendig sich entwickelndes Kollektiv, dass sich mit einem interdisziplinären größeren Blick gemeinsam anregt und entwickelt.

Eine sehr kreative und vielversprechende Idee! Wie fällt dir sowas ein?

Du musst offen und neugierig sein. Das Neue kommt über drei Wege in die Welt: Es gibt den Ingenieur, der entwickelt etwas immer weiter bis zur Perfektion. Dann gibt es den Disrupteur, der etwas abstößt, einfach um etwas neu zu machen. Und dann gibt`s die Bricoleure, die das Zufällige antizipieren und das Gegebene mit einem feinen Gespür kombinieren und rekombinieren. Dazu musst du aber wissen worum geht es und du musst vielseitig interessiert sein, lesen, Filme sehen, zuhören. Das mache ich zum Glück automatisch, nicht um kreativ zu sein, sondern weil es mich einfach interessiert. Kreativität wird dann eher ein Nebenprodukt. Wenn wir für Kunden arbeiten, dann gehen wir systematisch vor. Einmal arbeiten wir immer mit Blick auf den Markenkern, dann zählt ein „first principle thinking“. Man definiert zuerst die Parameter, die hier bestimmend sind in Hinblick auf das Ziel. Über so eine Abstraktion kann man dann wunderbar auch sehr komplexe Aufgaben lösen.

Ich kann mir vorstellen, dass du mit deinen Ideen immer wieder auf Leute triffst, die dir sagen: das geht doch nicht!

Vor fünfzehn Jahren hieß es am Anfang: Michael, das Heft, das du da machen willst, das ist eine tolle kreative Idee, aber nach vier Heften werden dir die Ideen ausgehen. Und was ist passiert? Das vierte Heft war das dickste Heft ever mit 370 Seiten. Es gibt so viele Geschichten - du musst sie nur finden und mit Freude für kreative Umsetzungen erzählen. Heute gibt`s uns seit 15Jahren und inzwischen gibt es verschiedene Derivate – das Magazin rampstyle zum Beispiel. Vor zehn Jahren gab es GQ und Esquire. Alle waren der Meinung, die Welt braucht nicht auch noch rampstyle. Nur wir waren eben anderer Meinung. Uns hat etwas gefehlt und wir haben die Lücke gesehen, die sich hier für etwas bietet, was nicht nur uns wichtig ist. Als haben wir mit rampstyle ein Magazin gebracht, das Männern gefällt, denen man nicht die Welt erklären muss. Männer, die nicht in Klischees passen, sondern die einfach neugierig und sehr vielfältig interessiert sind, Männer, die einfach Freude an guten Themen, anspruchsvollen Geschichten und Bildwelten haben. Rampstyle gilt mittlerweile unter den Entscheidern und Multiplikatoren als stilprägendes Leitmedium. Es lohnt sich eben, die Dinge immer wieder neu und weiterdzudenken. Nur darf man nie manieriert werden oder selbstverliebt. Auch hier gilt die Frage: Macht es wirklich Sinn, hat es Substanz, wer hat Freude daran?

ramp reutlingen

"Letztlich sehen wir unsere Jobs immer wie tolle Denksportaufgaben."

Stößt du manchmal an Grenzen, die sogar du für unüberwindbar hälst?

Natürlich! Das ergibt sich immer wieder. Du sprichst über etwas, du beschäftigst dich mit einem Thema, einer Aufgabe und du überlegst wie löst du`s. Und dann kommt der Gedanke ‚ ob es überhaupt funktionieren könnte, ob es machbar wäre. Na ja, und dann spielen rasch Erfahrung, Mut und Übermut zusammen. Manchmal weiß ich aus Erfahrung das kann nicht gehen. Trotzdem beschäftigt man sich damit und überlegt wo ist die kleine Lücke, die Sinn machen könnte, wie müsste das aussehen? Oder gibt`s was ganz anderes, was in dem Zusammenhang wirksam wird?

Hast du eine Vision beziehungsweise was hast du in Zukunft noch vor?

Jede Menge! Vorrang hat es für mich, die Marke in Verbindung mit dem Mediahaus und unseren eigenen Medienmarken zu entwickeln. Das alles macht ja im Kern ramp.space aus – und damit uns. Das Studio entwickelt sich automatisch parallel dazu. Hier wird unser Kompetenz- und Leistungsspektrum von Kooperationspartnern und Kunden genutzt. Auf einer sehr professionellen Augenhöhe, weil wir als Marke nicht nur für inhaltliche Kompetenz, ganzheitliches Denken und Kreativität stehen, sondern auch für Qualität in jeglicher Hinsicht. Dazu der Think and Do Tank, wenn es um inspirierende Impulsgebung geht, um sehr konkret frisch weiterzudenken und mutig neue Dinge umzusetzen. Hier arbeiten wir vorwiegend mit und für Unternehmen aus der Premium- und Luxusmarkenwelt. Die Klinik oder den Juwelier um die Ecke nehmen wir aber mit Freude ebenso wichtig. Letztlich sehen wir unsere Jobs immer wie tolle Denksportaufgaben. Da ist die Aufgabe, das Problem, da sind die Parameter – und los geht’s.

Michael Köckritz at his desk

Mehr über ramp.space findest du hier:  www.ramp.space

Ihr Instagram Account ist @ramp.space

Um das Interview im Stadtmagazin zu lesen klicke hier: “Stadtmagazin”

Über die Autorin: www.business-fotografin.com

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