Michaela Weigelt, Gründerin von web by michi, ist seit über 12 Jahren selbständig im Bereich Webdesign und weiteren Internetdienstleistungen. Sie hat ihre Kunden während des Blogger-Hypes beraten und hatte mit Social Media bereits professionell zu tun, als der Trend noch in den Kinderschuhen gesteckt hat. Ursprünglich aus Bremerhaven hat sie nach vielen beruflichen Stationen ihre Geschäftsräume im Süden Deutschlands in Metzingen eröffnet. Im Interview verrät sie uns, was heute wichtig ist, wenn es um Webseite, Blog und Social Media geht.
Michi, jedes Business braucht eine Webseite. Manche versuchen, da möglichst viel selbst zu machen. Andere geben diese Aufgabe gleich komplett an einen Profi wie dich ab. Wie ist so deine Erfahrung?
Mein Kundenkreis umfasst kleine Kunden und Existenzgründer als auch mittelständische Unternehmen deutschlandweit und international. Ich berate individuell und auf den Kunden zugeschnitten. Das bedeutet, dass ich meinen Kunden nur das empfehle, was sie wirklich brauchen – abhängig von den Zielen des Kunden als auch dem finanziellen Aufwand, den der Kunde betreiben kann oder möchte.
Für viele Kunden übernehme ich permanent die technische Webseitenpflege, außerdem weitere Leistungen wie Inhaltspflege, Content Managing, Social Media -Betreuung oder andere Thematiken wie die Verwaltung des Hostings.
Wer die fortlaufende technische Wartung der Webseite inklusive Thematiken beim Hosting selbst machen möchte, den schule ich dahingehend. Die Kunden sollten sich dann mindesten einmal monatlich dafür Zeit nehmen und kommen nur bei Bedarf auf mich zu, wenn es eine Frage gibt oder ein Problem. Gerade im Bereich Social Media ist je nach Kundentyp auch die eigenständige Pflege der Accounts eine gute Möglichkeit, eine Präsenz kostengünstig aufzubauen. Allerdings muss der Kunde dann bereit sein, selbst Zeit zu investieren.
Gutes Stichwort: Gerade könnte man den Eindruck gewinnen, dass ohne Social Media für ein Unternehmen gar nichts mehr geht und Bloggen ist dagegen sehr in den Hintergrund gerückt. Wie siehst du das?
Social Media ist heute immens wichtig. Viele nutzen bereits die jeweiligen Social Media Kanäle als Suchmaschine. Auf der anderen Seite wird immer noch sehr häufig die Website besucht, um vollständige und konkrete Informationen über das Unternehmen und die Produkte zu erhalten. Eine Webseite dient auch dem Bilden einer Vertrauensbeziehung.
Die Wichtigkeit von Social Media hängt auch von der Zielgruppe, dem Angebot und Zielsetzung ab. Außerdem davon, welchen Aufwand ein Unternehmen betreiben möchte. Einige meiner Kunden haben eine Webseite und eventuell ein oder zwei Social Media Profile, die sie aber nicht intensiv beziehungsweise nur sekundär zur Kundenaquise nutzen. Manche Betriebe, wie etwa viele Handwerksbetriebe, verfügen bereits über volle Auftragsbücher, sodass sie sich zwar über neue Kunden freuen, aber diese nicht zwingend anwerben müssen. Andere Geschäfte im Privatkundenbereich dagegen, beispielsweise Coaches, Kosmetiker oder Einzelhändler mit Shopsystem, verwenden Social Media aktiv und kontinuierlich zur Kundengewinnung.
"Eine Webseite wird immer noch sehr häufig besucht, um vollständige und konkrete Informationen über das Unternehmen und die Produkte zu erhalten. Eine Webseite dient auch dem Bilden einer Vertrauensbeziehung."
Macht ein Blog überhaupt noch Sinn? Immerhin ist es doch recht zeitaufwändig einen Blog zu schreiben im Vergleich zu einem schnellen Post mit zwei Sätzen auf Social Media...
Ich würde immer auch bloggen, wenn möglich. Du kannst über Aktuelles aus der Firma berichten und aktuelle Themen oder Leistungen aufgreifen und jeweils ein Keyword einarbeiten. Dazu überlegt man sich die Keywords seines Bereichs, nutzt eine Keyword Recherche und wählt dann dazu passende Themen.
Für jedes Keyword schreibt man einen guten und hilfreichen Beitrag und veröffentlicht diesen. Das beeinflusst bei fortlaufender Optimierung das organische Google Ranking definitiv positiv. Und das hat langfristig zur Folge, dass die Webseite weiter oben in der Ergebnisliste erscheinen, wenn der entsprechende Suchbegriff, also das sogenannte Keyword, bei Google gesucht wird.
Was für Google auch sehr wichtig ist, ist externes Linkbuilding. Und auch das geht in Blogbeiträgen, indem man Links anderer Seiten in seinen Blogbeitrag mit einbezieht, also auf andere Seiten verweist. Oder vorzugsweise andere externe Webseiten auf die eigene Webseite verlinken! Das verdeutlicht Google die Wichtigkeit und Relevanz der eigenen Webseite.
Google hat ja extrem viele Kriterien, die das Ranking beeinflussen und diese ändern sich oft. Allerdings gibt es auch Konstanten: Dazu gehören gute Inhalte zu passenden Keywords auf einer Webseite. Außerdem externe Links und auch interne Verlinkungen – also Links zu Blogbeiträgen oder Seiten auf der eigenen Webseite.
"Google hat extrem viele Kriterien, die das Ranking beeinflussen und diese ändern sich oft. Allerdings gibt es auch Konstanten: Dazu gehören gute Inhalte zu passenden Keywords auf einer Webseite."
Ist ein Keyword wirklich so wichtig? Der Text schreibt sich damit leider oft sehr holprig ...
Ja, ich würde immer ein Keyword verwenden, wenn man sich schon die Mühe macht. Ein Keyword, das sich maßgeblich am Thema, dem Kundennutzen und damit beispielsweise auch am Titel orientiert. Das Keyword sollte in den Titel, im ersten Absatz, im Permalink, also in der URL wiederfinden. Dann noch in eine Zwischenüberschrift und gegebenenfalls im Weiteren im Text einfließen lassen. In gängigen SEO-Plugins für WordPress kann man das Keyword dann als Keyword und in die Metabeschreibung einfügen.
Wie ist hier der Einfluss von KI?
Das Thema KI und KI-genierte Inhalte kommen hier immer mehr zum Tragen, beispielsweise mit Chat GPT und weiteren Diensten zur Text-, Bild- und Audio-, Videogenerierung. Auf der einen Seite werden dadurch sehr viel mehr Inhalte generiert. Andererseits wird vermutlich Qualität langfristig immer wichtiger. Das betrifft dann die Frage, inwieweit Google KI-generierte Texte positiv oder negativ bewertet. Grundsätzlich sollten alle KI-generierten Texte auf inhaltliche Richtigkeit geprüft werden, um hier keine Falschinformationen zu veröffentlichen. Auch kann es Sinn machen, firmenrelevante oder produktspezifische Informationen nicht innerhalb des Chat GPT Bots zu erstellen, sondern nachträglich die Texte zu erweitern.
Es gibt auch von Open AI, Chat GPT und anderen Anbietern kostenpflichtige Pakete, die die Verwendung der eingegebenen Daten zum weiteren Training der KI verhindern können. Gerade für größere Unternehmen kann das wichtig sein. Die Nutzung von KI-generierten Inhalten ist hier hinsichtlich der Wertung durch Google ein großes und fortwährendes Thema und wird sich noch sehr weiterentwickeln.
Wie gehst du vor, um möglichst effektiv und zeitsparend zu arbeiten?
Habe ich einen Blogbeitrag geschrieben, nutze ich den Inhalt oft auch direkt für Social Media Beiträge – manchmal verwende ich einfach den ersten Absatz als Auszug oder in gekürzter oder geänderter Form. Das hängt auch von der jeweiligen Plattform ab. Der Blogbeitrag ist ja in der Regel länger als ein Social Media Post. Künstliche Intelligenz, also Programme wie Chat GPT und Alternativen, können dabei helfen, Ideen zu finden. Allerdings würde ich mir wie gesagt nie einen Chat GPT Text schreiben lassen, um den dann eins zu eins zu posten.
Oft sind in KI-generierten Texten nach wie vor Fehler oder Formulierungen nicht so, wie man sich diese wünscht. Die Texte lesen sich entsprechend nicht wie ein selbstgeschriebener Beitrag. Daher würde ich einen KI-generierten Text immer umformulieren und personalisieren. KI ändert und verbessert sich zwar fortlaufend, doch wer Kontrolle darüber haben möchte, was veröffentlich wird, sollte die Texte prüfen und bei Bedarf überarbeiten.
Wichtig ist dann immer die Verlinkung auf die Zielseite. Eine Verlinkung auf passende Landingpages ist ebenfalls sinnvoll. Landingpages sind Seiten, die nicht die Hauptwebseite sind, sondern dazu gestaltet wurden, um ebenfalls auf die Zielseiten zu verlinken. Und sie ermöglichen das zusätzliche Setzen von externen Links auf die eigene Zielwebseite. Zur Vereinfachung der Social Media Pflege gibt es dann weiterhin eine Vielzahl an Tools, die Zeit sparen, wie Buffer oder Canva, sowie SEO-Tools zur Keyword-Recherche.
Spielt die Häufigkeit des Postens eine Rolle?
Die Häufigkeit des Postens hängt extrem von dem Unternehmen und der Zielgruppe sowie der Zielsetzung und des Budgets ab. Ein Blog unterscheidet sich von Social Media. Und die einzelnen, verschiedenen Social Media Kanäle wie Instagram, Facebook, oder Tik Tok unterscheiden sich ebenso in Häufigkeit und Art der Veröffentlichung – das heißt Text/ Image oder Video-Kampagne. Auch die Nutzung der Google Dienste wie der Google-Business-Eintrag oder YouTube spielen hier eine wichtige Rolle. Diese verschiedenen Kanäle lassen sich sehr gut in Kombination verwenden.
Eine sehr junge Zielgruppe eines Mode-Influencers freut sich wahrscheinlich über tägliche Posts, bei einem Handwerksunternehmen ist dies aus meiner Sicht nicht zwingend notwendig.
Für Blogbeitrage empfehle ich: Wer kann, zweimal die Woche oder auch einmal die Woche. Einmal pro Monat ist auch noch ok. Viel weniger sollte es aber nicht sein, zumindest wenn man Blogposts vor allem dazu nutzen möchte, mehr neue Kunden zu gewinnen. Auch wenn man nicht zwingend auf Neukunden-Akquise aus ist, empfiehlt es sich trotzdem hin und wieder einen Blogbeitrag einzustellen, einfach auch um dranzubleiben und aktuelle Informationen zu bieten.
"Wer kann, postet zweimal die Woche oder auch einmal die Woche. Einmal pro Monat ist auch noch ok. Viel weniger sollte es aber nicht sein, zumindest wenn man Blogposts vor allem dazu nutzen möchte, mehr neue Kunden zu gewinnen."
Wie sieht es mit der Häufigkeit beim E-Mail Marketing, also Newslettern, aus?
Auch hier ist wichtig, welche Zielsetzung man hat und welches Budget zur Verfügung steht. Wer im Bereich der Neukundenakquise über E-Mail-Marketing neue Kunden gewinnen möchte, ist mit Aktivitäten ihn zeitlich kurzen Intervallen und einem strukturierten Funnel an Folge-E-Mails sicher gut beraten. Unternehmen, die E-Mail-Newsletter nicht zur Kunden-Akquise, sondern zur Veröffentlichung von wichtigen Informationen oder auch für einmalige Angebote nutzen möchte, können zwischen Newslettern mehr Zeit verstreichen lassen. Ich beispielsweise schreibe meine Bestandskunden in der Regel nur alle drei Monate an und teile aus meiner Sicht für den Kunden wichtige Informationen. Diese E-Mails haben eine sehr gute Öffnungsrate.
Für die jeweilige Zielgruppe muss man, wenn man neu startet, vielleicht auch erst ein Gefühl entwickeln... Hast du noch Kunden aus deinen ersten Jahren als selbständige Webdesignerin?
Ja, ich habe viele langjährige Kunden, die ich dem jeweiligen Bereich schon lange betreue. Meine Haupttätigkeit als Webdesigner mit Wordpress nimmt hier auch einen großen Teil meiner Zeit ein.
Ich arbeite mich gerne gedanklich in die Anforderungen meiner Kunden ein, hier entstehen dann oft Ideen zu Marketingaktivitäten, die nicht unbedingt direkt zum Webdesign oder Content Marketing gehören, aber die Zielsetzung möglichst erfüllen.
Neben solchen Tätigkeiten bin ich im Kern als Webdesigner für Wordpress für meine Kunden tätig und biete die Erstellung und Pflege von Websites und Onlineshops mit Wordpress.
Mehr über Web by Michi findest du hier: www.web-by-michi.de/
Über die Autorin: www.business-fotografin.com
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