Julie Falconer A Lady in London at the Tower Bridge

Interview

A Lady in London

Im Gespräch mit Reisebloggerin Julie Falconer

Julie Falconer ist die Lady hinter dem erfolgreichen Reise-Blog A Lady in London. Sie startete ihren Blog 2007 als sie von Kalifornien nach London zog, um mehr von der Welt zu sehen. Was als Reisetagebuch für Freunde und Familie begann, wuchs bald zu einem beliebten Blog für Leser aus aller Welt, die ihre Freude fürs Reisen teilen. Heute ist ihr Blog der Nummer eins Reise-Blog in England laut Feedspot. Für unser Interview haben wir uns im gemütlichen Café “White Mulberries”getroffen, umgeben von eindrucksvollen Yachten in den hübschen St. Katherines Docks nahe der Londoner Tower Bridge.

Julie, seit du Vollzeit-Bloggerin bist, hast du dein Karriere- und Businessmodell immer wieder den Ansprüchen – und auch den Möglichkeiten – des Markts angepasst. Gleichzeitig hast du es geschafft, die Identität deines Businesses zu bewahren. Von außen betrachtet sieht das alles nach einem fließenden Prozess aus. Wie sieht es für dich aus, als diejenige, die in „The Lady in London“ drinsteckt?

Es war nicht so fließend. Oft bin ich einen Weg gegangen, um dann festzustellen, dass das so nicht funktionieren wird und habe dann wieder eine andere Richtung eingeschlagen. Ich habe viel ausprobiert, um zu sehen, was am besten läuft. Es war überhaupt keine geradlinige Entwicklung. Aber das geht wahrscheinlich jedem Business so. Man hat Rückschläge, geht in Richtungen, die man nie vorhergesehen hätte. Oder es ergeben sich beiläufig Möglichkeiten. Entweder das, oder ich probiere Dinge aus. Ich habe eine verrückte Idee und entscheide mich, ihr zu folgen. Oder ich bemerke, dass Leute mich wiederholt nach etwas fragen und mache das Teil meines Businesses. Das war beispielsweise der Auslöser, warum ich Blog-Coaching anbiete und individuelle Reisen für Kunden plane. Leute haben mich immer wieder nach diesen Dingen gefragt und ich dachte „Warum biete ich das nicht direkt als Service an?“

Was sind solche beiläufigen Möglichkeiten, die sich bei dir ergeben haben?

Zum Beispiel halte ich öffentliche Reden und unterrichte – das hat sich ganz zufällig ergeben: Der Bildungsanbieter General Assembly hat mich gefragt, ob ich auf der Social Media Woche in London eine Rede halten möchte – das war 2012. Ich habe nie etwas dergleichen gemacht, aber ich beschloss, es auszuprobieren. Es lief gut und mein Auftraggeber hat mich eingeladen, Unterricht zu geben. Das hat einen ganz neuen Arm meines Businesses begründet, Unterricht und öffentliche Reden anzubieten. 

Wenn man einen Blog startet, eine Marke oder rein Business gründet, weiß man oft nicht wie diese Idee in fünf Jahren aussehen wird. Ich meine, wie könnte es auch anders sein: Wir lernen auf dem Weg, sammeln Erfahrungen – wir wissen einfach viele Dinge noch nicht, die in fünf oder zehn Jahren zu unserem Erfahrungsschatz gehören werden. Gibt es Dinge, von denen du dir gewünscht hättest, sie schon gewusst zu haben, als du mit deinem Blog begonnen hast? Gibt es etwas, das du jetzt, wo du mehr weißt, anders machen würdest?

Da gibt es Vieles. Ich habe meinen Blog “A Lady in London“ genannt und bin dann um die ganze Welt gereist. Es ist also London im Namen, aber es geht eigentlich genauso ums Reisen wie auch um London. Das ist etwas, das ich anders gemacht hätte, wenn mir das damals schon bewusst geworden wäre. Eine andere Sache ist, dass ich mir in der Anfangszeit nicht sicher war, ob Social Media bleiben würde. Heute klingt das verrückt, aber damals dachte ich Twitter ist nur so eine seltsame Plattform auf der sich Leute über ihr Frühstück unterhalten. Im Nachhinein wünschte ich, ich hätte früher und mehr in Social Media investiert, als das noch eine neue Bewegung war. 

Du hast da aber ziemlich beeindruckend aufgeholt – immerhin hast du über 170.000 Follower auf Instagram allein…

Ja, ich habe nach einiger Zeit aufgeholt. Aber wenn ich schon früher eine Followerschaft aufgebaut hätte, hätte ich es später viel einfacher gehabt. Und noch etwas: Hätte ich zu Anfang beispielsweise gewusst, dass Traffic und SEO so wichtig sind, hätte ich damit beginnen viel mehr direkt über meinen Blog zu vermarkten. Damals habe ich einfach über Dinge geschrieben, von denen ich dachte, dass sie mein Publikum gern lesen würde, aber nicht unbedingt für die Suchfunktion der Suchmaschinen. Allerdings konnte ich damals nicht wissen, dass der Umsatz durch Displaywerbung mal etwas so Wichtiges für Blogger werden wird. Als ich angefangen habe, war es noch ein Tabu, Anzeigen auf einem Blog zu haben.

"Mit meinem Blog gehört meine Plattform mir und ich habe ein verlässliches monatliches Einkommen. Das macht es für mich so attraktiv."

Julie Falconer in St. Katherines Dock London
Als erfahrene Bloggerin bietest du Coaching für andere Blogger an. Wie schätzt du Bloggen ein als jemand, der aus nächster Nähe die Entstehung und die Hochphase des Trends erlebt hat? Ist Bloggen heute nach wie vor interessant, wenn Social Media Posts und Podcasts so viel unkomplizierter erscheinen und zudem schneller zu konsumieren sind?

Ich verstehe, warum viele Social Media bevorzugen. Es ist so viel einfacher und weniger Arbeit. Man muss für beides Content erstellen und sich ein Publikum aufbauen, aber auf Social Media braucht man darüber hinaus keine Webseite pflegen. Social Media Plattformen bieten sogar eine Art eingebautes Publikum, das man nur noch auf sich aufmerksam machen muss. Aus meiner Sicht ist Bloggen allerdings immer noch wertvoller. Man besitzt eine eigene Plattform. Wenn Instagram oder TikTok morgen nicht mehr da wären, würdest du alles verlieren, wenn das deine einzige Plattform war. Mein Blog wird immer da sein. 

Wie ist dein Eindruck im Hinblick auf Monetisierung?

Die Möglichkeiten, über einen Blog Umsätze zu generieren, haben sich stark verbessert, seit ich mit meinem Blog 2002 gestartet bin. Displaynetzwerke mit Werbeanzeigen und Affiliate Marketing haben sich etabliert, das war wichtig. Dazu gibt es Möglichkeiten, Dinge direkt auf dem Blog zu vermarkten – Download-Produkte beispielsweise, herunterladbare Print-Produkte oder Ähnliches. Es gibt also große und beständige Umsatzquellen für Blogger. Auf Social Media kannst du Partner und Sponsoren für einmalige Aktionen gewinnen, das ist ein häppchenweises und sehr unsicheres Einkommen. Mit meinem Blog gehört meine Plattform mir und ich habe ein verlässliches monatliches Einkommen. Das macht es für mich so attraktiv.

A lady in London Julie Falconer writing
St Katherines Docks London
Social Media scheint sehr wichtig zu sein, um Traffic zum eigenen Blog zu lotsen. Wie Blogger das vor Instagram und TikTok geschafft?

Vor Social Media ging es vor allem um SEO und darum, über die Google Suchfunktion gefunden zu werden. Leute haben deinen Blog gefunden und sich für den Newsletter angemeldet. Auch über Features auf anderen Webseiten und Medien kann man gefunden werden – wenn etwa ein anderer Blog dich erwähnt oder jemand ein Interview mit dir macht. Lange Zeit war mein Blog auf der Lonely Planet Webseite und darüber habe ich viele Besucher und Abonnenten bekommen.

Wenn du einen Faktor auswählen solltest, der hauptsächlich zu deinem Erfolg beigetragen hat – das könnte ein Mindset sein, eine Gewohnheit oder eine Charaktereigenschaft – was würdest du nennen?

Das ist schwierig. Ich denke, da spielten viele Dinge eine Rolle. Ich könnte es mir einfach machen und sagen, dass ich erfolgreich wurde, weil ich früh mit dem Bloggen begonnen habe, als es noch nicht so viel Konkurrenz gab. Aber ich würde behaupten, dass harte Arbeit und Entschlossenheit auch etwas damit zu tun hatten. Ein Schlüssel zum Erfolg als Blogger ist, Zeit zu investieren. Beständig sein, wenn es darum geht, regelmäßig Content zu veröffentlichen. Auf Kommentare antworten, rausgehen auf Konferenzen und Events – einfach jeden Tag Zeit und Arbeit investieren. Das ist vielleicht nicht sehr glamourös, aber es funktioniert gut.

"Ich möchte meine Inhalte so frisch wie möglich halten, weil ich es persönlich spannender und motivierender finde, immer neuen Content zu erstellen."

Das höre ich von Vielen, die Erfolg mit etwas hatten: Beständigkeit und Regelmäßigkeit ist so wichtig. Ausgerechnet das ist das, womit sich viele – ich eingeschlossen – schwertun…

Mit dem Bloggen solltest du wirklich konsequent sein. Aber das Schöne ist, dass du deine Posts planen und terminieren kannst. Du kannst einen sehr produktiven Monat haben und kannst dann den Content über die nächsten ein, zwei Monate verteilen. So kannst du immer regelmäßig posten, auch wenn du phasenweise weniger Zeit hast.

Verwertest du denselben Content mehrmals?

Auf dem Blog nicht. Es kann sein, dass ich das gleiche Foto mehrmals in verschiedenen Posts verwende, wenn es passt. Aber ich möchte meine Inhalte so frisch wie möglich halten. Auf Social Media teile ich manchmal ein Foto oder Video nach einiger Zeit ein zweites Mal, wenn es zuvor sehr gut angekommen ist. Aber ich versuche das nicht sehr oft zu machen, weil ich es persönlich spannender und motivierender finde, immer neue Inhalte zu erstellen. 

"Eine Sache, die mich an Social Media immer wieder fasziniert ist, wie schnell sich alles ändert. Gerade wenn du dachtest, dass du einen Plan hast und dass alles läuft, dreht sich auf einmal alles in eine ganz andere Richtung - und du musst neu planen und dich anpassen."

Machst du viel “Batching”? Also damit meine ich, arbeitest du ähnliche Aufgaben gesammelt ab, beispielsweise einen Tag oder einen halben Tag nur Fotos bearbeiten?

Ich habe einen relativ geregelten Wochenplan. An einigen Tagen der Woche schreibe ich Blogposts. Freitags plane ich all mein Social Media für die nächste Woche. Es ist ein bisschen Batching und manches auch nicht – es kommt drauf an. Wenn ich weiß, dass ich verreise, dann versuche ich viel im Voraus zu machen, damit ich nicht so viel arbeiten muss, wenn ich unterwegs bin.

Wie weit im Voraus planst du für A Lady in London als Business? Hast du eine klare Vision, wohin dein Business gehen soll? Oder überlässt du es eher den Möglichkeiten, die sich auftun werden?

Für manche Teile meines Businesses habe ich einen visionären Plan. In anderen Bereichen richte ich mich nach den aktuellen Entwicklungen. Eine Sache, die mich an Social Media immer wieder fasziniert ist, wie schnell sich alles ändert. Gerade wenn du dachtest, dass du einen Plan hast und dass alles läuft, dreht sich auf einmal alles in eine ganz andere Richtung. Du musst neu planen und dich anpassen. Ich versuche nicht zu starre Pläne zu machen, denn das kann nur schiefgehen und ich werde mich sowieso wieder neu ausrichten müssen. Aber ich habe eine Vision davon, wohin das Business gehen soll, welche Art von Content ich erstellen möchte, welche Reisen ich machen möchte und auf welche Plattformen ich mich konzentrieren möchte. Es gibt jedoch immer Raum für Flexibilität und Veränderung. Das ist der spannende Teil meiner Arbeit. Ich lerne und wachse ständig.  

Julie Falconer crossing the Themse London

Jullies Blog findest du auf www.aladyinlondon.com.

Auf ihrem YouTube Kanalpostet sie Reise-Tipps, beispielsweise ihre legendären Spaziergänge in Londons Stadtteilen.

Hier kannst du Infos zu ihrem Coaching Angebot für Blogger finden: www.aladyinlondon.com/blog-coaching-services

Julie hat außerdem ein Buch zum Thema Bloggen geschrieben: “Blogging Basics: How to create a successful blog and build a loyal following”

Ihr Instagram Account ist @aladyinlondon

Über die Autorin: www.business-fotografin.com

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