Interview

Sandra Mayer-Wörner

Im Gespräch mit Sandra Mayer-Wörner, Rollladen- und Sonnenschutzmechatronikerin, die den Betrieb ihrer Familie übernimmt.

Meisterin im Rollladen – und Sonnenschutzhandwerk Sandra Mayer-Wörner tritt in die Fußstapfen ihrer Eltern und übernimmt deren Betrieb 'Mayer Rollladen- und Sonnenschutztechnik' in Pfullingen. Der Handwerksbetrieb wurde vor über 60 Jahren von ihrem Uropa gegründet. Einen Familienbetrieb zu übernehmen, birgt nochmal ganz andere Herausforderungen als sein Business neu zu gründen.

Sandra, war für dich immer klar, dass du mal den Familienbetrieb übernehmen wirst?

Nein, ich habe erst eine ganz andere Ausbildung gemacht – als Kauffrau für Speditions- und Logistikdienstleistung. In diesem Beruf habe ich auch begonnen zu arbeiten, aber ich habe dann gemerkt, dass mir das auf Dauer keinen Spaß mehr macht, und habe gekündigt. Im Betrieb meiner Eltern war gerade viel los, also habe ich spontan mitgeholfen und irgendwann schlug mein Vater vor: ‚Mach doch die Ausbildung‘. Das war vor fast 17 Jahren.

Wann hat es bei dir Klick gemacht, dass das der passende Beruf für dich ist?

Einen Moment, in dem es Klick gemacht hat, gab es nicht. Ich mach meinen Beruf einfach unheimlich gerne – ich steh gern morgens auf und gehe gern zur Arbeit. Auch weil ich das, was ich mache, wirklich wichtig finde. Natürlich gibt es auch immer mal schwierige Tage, aber da muss man durch - und es ist viel mehr Sonnenschein als Regen.

Gerade leitest du den Betrieb noch gemeinsam mit deinen Eltern – wie geht es dir damit?

Wir haben die Aufgabenbereiche aufgeteilt und machen die Übergabe schrittweise. Ich bekomme Stück für Stück immer mehr Verantwortung. Bei gewissen Themen brauche ich keine Rücksprache mehr zu halten, da habe ich freie Hand. Wichtig finde ich, dass man offen miteinander reden kann. Es ist nicht immer einfach. Man muss sehr kritikfähig sein und darf dem anderen nichts nachtragen. Und ich finde, man darf auch mal streiten. Ich habe oft andere Ansichten als meine Eltern und umgekehrt. Wenn ich etwas ändern möchte, dann muss ich meine Argumentation gut vorbereiten, denn ich muss meine Eltern ja überzeugen. Und ich muss auch damit klarkommen, wenn ein Vorschlag scheitert.

"Ich werde die Firma anders führen als mein Uropa, mein Opa und meine Eltern, aber definitiv auch gut. Ich bin eine andere Generation."

Das ist bestimmt nicht einfach, wenn man auch privat viel miteinander zu tun hat...

Ja, und man muss auch dem Familienfrieden zuliebe gewisse Regeln einhalten. Dass man zum Beispiel bei Familientreffen nicht die ganze Zeit über die Firma spricht. Denn es ist sonst auch für die anderen Familienmitglieder schwierig. Für meine Eltern und mich ist es so selbstverständlich über Geschäftliches zu reden, dass es uns manchmal gar nicht auffällt – da dürfen uns die anderen bremsen.

Und wie fühlt sich die Verantwortung an, die du mit der Betriebsübernahme hast? Immerhin übernimmst du nicht nur das Business deiner Eltern, sondern auch das deines Opas und deines Uropas…

Da liegt schon einiges auf meinen Schultern. Ich habe Verantwortung für andere Familien. Aber es macht einen auch stolz. Mit Mitte oder Ende 20 hat mich meine eigene Erwartungshaltung noch eher belastet. Die Erwartung habe nämlich vor allem ich selbst an mich. Ich werde die Firma anders führen als mein Uropa, mein Opa und meine Eltern, aber definitiv auch gut. Ich bin eine andere Generation. Vieles möchte ich auch beibehalten, aber ich bin gleichzeitig dabei, den Betrieb zu modernisieren und zu digitalisieren. Zum Glück habe ich einen Papa, der teilweise mit Computern fitter ist als ich und diesen Weg mit mir geht – da hab ich`s also einfach. Außerdem weiß mein Vater selbst noch, wie die Übernahme und der Nachfolgeprozess für ihn war – er war ja auch mal in der Situation.

Was hilft dir bei Entscheidungen?

Intern in der Familie ist mein Mann eine große Unterstützung. Er arbeitet zwar nicht im Betrieb mit, aber ich weiß, dass ich seine volle Unterstützung habe. Und wenn ich einen Rat brauche, ist es ganz interessant, wenn er seinen Blick von außen mit mir teilt. Vieles sieht er anders als ich und manchmal hilft mir das, wenn ich meine „Scheuklappen“ ablegen muss, wenn ich gerade einen Tunnelblick habe.

Welche Bereiche der Firma möchtest du verändern oder hast du schon verändert?

Das Marketing habe ich um Social Media erweitert. Ich bin ein Freund vom Marketingmix, da wir verschiedene Kundenzielgruppen haben. Daher ist Print nach wie vor auch wichtig für uns. In den letzten Jahren habe ich Prozesse vereinfacht und verschlankt, auch durch die Digitalisierung. Zum Beispiel werden Aufmaße jetzt auf dem iPad aufgenommen und direkt per E-Mail weitergeleitet, damit Angebote schneller erstellt werden können. Produkt- und Preislisten sind vereinfacht und im System eingepflegt. Statt Papier kommt öfter pdf und E-Mail zum Einsatz. Allerdings haben wir viele ältere Kunden - ganz auf Papier zu verzichten, würde daher nicht funktionieren.

"Wir haben so viele Stammkunden – da war schon der Opa bei meinem Uropa Kunde und jetzt kaufen die Enkel bei mir. Mayer ist seit Generationen für gute Qualität bekannt und das möchte ich natürlich aufrechterhalten. "

Ist der Trend zur Personalisierung für einen alteingesessenen Familienbetrieb wie euren ein Thema?

Schon vor Jahren habe ich festgestellt, dass die Kunden wissen möchten, wer hinter dem Unternehmen steckt und meine Mitarbeiter ziehen da zum Glück geschlossen mit. Für uns ist die Customer Journey und die Beziehung zu unseren Kunden wichtig. Wir haben so viele Stammkunden – da war schon der Opa bei meinem Uropa Kunde und jetzt kaufen die Enkel bei mir. Mayer ist seit Generationen für gute Qualität bekannt und das möchte ich natürlich aufrechterhalten.

Hier geht`s zur Homepage von 'Mayer Rollladen- und Sonnenschutztechnik':  www.rolladen-mayer.de

Sandras Instagram Account ist @sandrinchen_sonnenschein

Über die Autorin: www.business-fotografin.com

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